Selbstständig sein hat für mich vom Hörensagen schlicht "Arbeite selbst und ständig" bedeutet. 

Ist es nicht schöner eine Arbeit zu verrichten, bei der die Vorgesetzten zufrieden sind, es vielleicht kaum bis gefühlt nie zum Ausdruck brachten, oder mit Kollegen zu arbeiten, die solange wir Ihnen nicht den Rücken zukehren, immer kollegial sind und einander achten? Und als Crème de la Crème gibt es bezahlte Überstunden, Urlaub & Weihnachtsgeld obendrauf.

 Selbst wenn die Realität mehr oder weniger verlockend ist, sollte dies wirklich der Grund dafür sein alles aufzugeben, und a la Christoph Kolumbus - pardon - a la Ferdinand Magellan in die unternehmerische See zu stechen? Zeigt der Kompass des Unternehmers doch eher Richtung "un" als alles andere.

Unbekannte Ferne , ungefähres Ziel, unerwartete Kosten, unmittelbare Kontrollen, untaugliche Kochkunst, unerhörte Gäste, unmögliche Bestellung. Wir können die Liste unendlich weiter spinnen. Es könnte doch viel einfacher sich zu fügen und wie andere auch etwas nachzugehen, was einem im besten Fall langweilt und im schlimmsten Fall einem selbst in den Nachtstunden weiter Angst einflößt. 

Ist es nicht so, dass wir aus Bequemlichkeit - pardon, ich meinte Gewohnheit - vertraute Gewässer höchstens nur gedanklich verlassen?

Für mich ist innerlich längst ein beträchtlicher Teil des Lebens, in dem bloß stumpf "Guten Tag", "Guten Abend", "Guten Appetit" und - Achtung- "Schönen Tag noch" gesagt wurde, abgeschrieben, glaubte ich diese Worte doch bereits in allmöglichen Nuancen tausendfach heruntergeleiert zu haben.

Zugegeben: es gab hier und da Momente, wo Sätze wie "Was möchten Sie bestellen" auftauchten, doch wie Sie es schon richtig ahnen werden Sie hier, wenn Sie eine Oase von kreativen Wort-Kombinationen suchten, die die Münder der Gäste sofort mit Wasser überschwemmten, in einem Schnellrestaurant verständlicherweise nicht finden.

(Hier ist die Auflösung für diejenigen, deren Lesekondition, der beachtlichen Kondition einer um ihr Leben flüchtenden Gazelle gleicht. Mag sein, dass Sie sich jetzt noch nichts besonderes für nächstes Jahr vorgenommen haben, doch umso entschlossener sind nun diesen Beitrag sogar bis zu Ende zu lesen:

Es geht um - wer hätte das gedacht? -  die Beweggründe meinen alten Beruf als Kellner, der zwar etwas hektisch sein mag, im Groben aber doch ganz angenehm war, dennoch hinzuschmeißen)

Hektisch in dem Sinne weil, wir uns nicht mehr Kellner à la "waiter" wie wir es brav in der Schule gelernt hatten nennen durften, sondern vielmehr auf zu Neudeutsch "runner"  hörten. Dennoch war der Beruf angenehm, weil die meisten Gäste sich einen schönen Abend machen wollten und ohnehin gute Laune mitbrachten.

 "Und wieso tust du dir das ganze dann an und eröffnest eine Gaststätte und das noch in Zeiten von Corona?" fragte der eine oder andere Kollege. "Nur um woanders "Guten Tag! Was möchten Sie bestellen? Guten Appetit und einen schönen Tag noch" zu sagen? Hast ja schon Probleme die Sätze in der richtigen Reihenfolge zu sagen! Es ist zwar verständlicherweise Corona, aber man sagt trotzdem "Guten Appetit" nach dem Essen und "Gesundheit" nach dem Nießen... und nicht andersrum!" meinte ein heiterer Kollege.

"Wieso nicht? Wer nichts wird wird Wirt" entgegnete ich immerhin für einen Bruchteil einer Sekunde fast ebenso heiter bis in mir ein Geistesblitz einschlug, bei dem Gedanken, dass ich als Wirt, bei der Frage, ob es den Gästen geschmeckt hat, es womöglich todernst meine, denn die Schweißperlen am Kopf verraten, dass meine Begabung, wenn ich denn eine habe, nun wirklich nicht in der Kochkunst liegt. 

Hat sich letztlich der rationale, rechthaberische - pardon - meist rechthabende Pessimist oder mehr der viel zu naive Optimist durchgesetzt? Haben Sie einen Favoriten?

Sie liegen goldrichtig! Durchgesetzt hat sich meine Frau Giang!  (gesprochen: "Nicht Mai" oder auch "Sang" mit weichem "S") Denn Sie können davon ausgehen, dass es ihre Idee war Mai kitchen zu gründen und das Lokal überhaupt Mai kitchen zu benennen. Mir war tatsächlich der Name "Mai Asiate" lieber, aber wie Sie sich es denken können, verbeugte ich mich auch diesmal zähneknirschend, aber dennoch freiwillig dem Willen meiner Frau, denn ohne ihre Begeisterung für das Kochen, hätten wir im Leben nicht gewagt von einem eigenen Lokal auch nur zu träumen. Ein weiterer wichtiger Grund zum Ja war ein Lebensmotto: Stelle dich deinen Ängsten und lebe frei, getrost den Schritten der Gerichte: 41, 42, 43.

So entstand Mai kitchen mitten in der Pandemiezeit.

Unternehmer zu werden war wie ein Unfall, ein Stolperstein den ich statt ihn wegzutreten in die Tasche schob und mich zu der Entscheidung bewegte einen kleinen Imbiss zu gründen. (Inklusive Planung, Elektroinstallation, Renovierung, Website etc.) Unfälle - und die tragischen, würde ich, wenn Sie es erlauben ausschließen - dürfen doch passieren oder etwa nicht?

"Kann dieser Stolperstein nicht Grund dafür sein sich auf etwas größeres zu bewegen. Es muss ja nicht unbedingt der nächstgroße Baum sein. Also ein Stein, der alles ins Rollen bringt!?" 

In dem Sinne: Auch wenn Sie nur über diese Seite gestolpert sind. Schreiben Sie gerne, welche guten Vorsätze Sie gefasst haben, sei es auch eine kleine Mahlzeit in einem gewissen Imbiss und

 kommen Sie uns gerne besuchen!

Ihren Stolperstein haben wir bereits beiseite geschoben (oder in die Tasche gepackt), wir freuen uns sehr!

 Ihr Mai ASIATE - pardon - Mai kitchen